Die biologische Uhr – Warum das gar nicht so witzig ist

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Simone Lösel

Sexual-Coach

Hallo ihr Lieben, 

schon mal über eure biologische Uhr nachgedacht? Nein – das ist doch eine Lüge!

Ich glaube, alle Menschen mit Uterus haben sich schon in ihrem Leben Gedanken gemacht, ob Kinder für sie in Frage kommen oder nicht und wann dafür der beste Moment ist. 

Gleichberechtigung gegen die biologische Uhr

Wir leben in einer Zeit, in der die Gleichberechtigung ein riesen Thema ist – glücklicherweise. Das bringt aber auch mit sich, dass wir Frauen genauso Karriere machen wollen, darin auch erfolgreich sein und auch Geld verdienen wollen oder eher müssen. Das setzt zum Beispiel Ausbildung, Ausprobieren, Joberfahrung, Scheitern, Neuanfang oder Aufstieg voraus. Und das alles sollte in der Zeit geschafft sein, dass wir all das bereits hinter uns haben, mit beiden Beinen im Leben stehen und im perfekten Alter für Kinder sind. Aber was ist das beste Alter? Rein biologisch ist das Mitte Zwanzig. Lass mal überlegen – das klappt alles parallel sehr schlecht. 

Ich werde dieses Jahr 36. Wie konnte das passieren? Der Plan war, spätestens mit 29 Kinder zu bekommen. Ich würde sagen: knapp daneben. Oder ist das der geheime Grund, warum ich in meinem Kopf jedes Jahr 29 werde? Ich will unbedingt Kinder haben, aber der perfekte Zeitpunkt war nie da und jetzt bin ich Single. Hm, was tun? Vor ein paar Jahren hab ich mir selbst eine ruhige Zeit verordnet und beschlossen: Bis ich 40 bin, mach ich mir keinen Stress. Bis dahin kann noch so viel passieren und wenn bis dahin nichts passiert ist, dann fangen die harten Überlegungen an. Allerdings… Ist das eine Verdrängungstaktik? Ich glaube ja, denn wir reden uns ein, dass das schon alles wird. Bis es doch zu spät ist und die biologische Uhr nicht mehr tickt!

Die beste Zeit ist Mitte Zwanzig

Wusstet ihr, dass ab Mitte Dreißig die Chancen darauf schwanger zu werden in jedem Zyklus schon nur noch bei ungefähr 15% liegen? Ich wusste es bis vor kurzem nicht. Und wenn ich ehrlich bin, das wollte ich lieber nicht wissen. Ich rede mir lieber ein, dass das schon klappen wird, wenn ich das will, weil ich es doch so sehr will. Aber das hab ich wohl so nicht in der Hand. Dann kommt der Gedanke von Social Freezing in den Kopf. Ja, Eizellen einfrieren für den perfekten Moment. Aber die beste Zeit dafür wäre mit Mitte Zwanzig, weil die Eizellen da am Besten sind. Wer denkt denn bitte mit Mitte Zwanzig daran, dass man zehn Jahre später mal verzweifelt sein könnte? “Also ich glaube nicht, dass mir das passieren wird. Ich hab da so meine Pläne.” Hatte ich auch und guess what… Hat nicht geklappt. 

Ja und jetzt hört man sie doch ticken – die biologische Uhr. Was nun? Daten?! Aber wie? Das Zauberwort Beziehung ist doch gleichzeitig auch ein bisschen Tabuwort. “Mach nicht direkt so einen Druck, lass erstmal kennenlernen, ich will eher was Lockeres.” Ein gescheitertes Date nach dem anderen. Kinderwunsch ansprechen geht gar nicht, so viel Pressure beim ersten Date darf man auf gar keinen Fall machen. Am Besten tut man immer so als würde man auch gar nichts Festes wollen und hofft einfach insgeheim, dass es doch was wird. So schreibt sich die Anleitung zum perfekten Unglück. 

Dating 

Letztens habe ich bei Tinder also kurz nach dem Matchen den Spruch lesen dürfen: “Also man merkt leider doch sehr deutlich, dass du eine Beziehung willst.” WHAT? Das merkt man also LEIDER? Da frag ich mich doch schon sehr, wo unsere Gesellschaft hingekommen ist. Immer noch werden Witze darüber gemacht, Frauen ausgelacht und der Ausdruck der “biologischen Uhr” dafür verwendet sich über uns lustig zu machen. Und die Antwort darauf, ist immer nur: “so ein Quatsch, hier tickt gar nichts!” und insgeheim trifft es das Innerste und das kleine Messer bohrt sich wieder ein kleines Stück tiefer ins Herz. Doch sie tickt und ich weiß nicht, was schlimm daran sein soll, das auch zuzugeben?! Also let’s face the truth:

“Ich will Kinder, ich bin Single, ich hab das beste Alter dafür hinter mir und ich hab Angst.”biologische